Yellowstone Pierce – G.F. Unger

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Yellowstone Pierce – G.F. Unger

Rezension


Leseversion: G.F. UNGER TB Band 45034
Verlag: Bastei
Veröffentlicht: 1983
Status: Erstdruck
Seiten: 157


Autor: G.F. Unger
Realname: Gert Fritz Unger

Galerie Fazit

Veröffentlicht: 25.04.2022

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Die legendären Trapper oder Mountain Men sind uns bekannt seit den „Lederstrumpf-Erzählungen“ von James Fenimore Cooper, der vielleicht noch persönlich „Waldläufern“ begegnete. Ihre ganz große Zeit hatten Männer wie Daniel Boone oder Jim Bridger circa bis 1850 oder 1860. Sie waren die Wegbereiter durch die Wildnis, durch die unerforschten Prärien und über die Pässe der Rocky Mountains. Ihren Pfaden folgten die Siedler – und zerstörten dadurch das freie Leben der „Hirschleder-Brigade“, wie man sie auch nannte. Lebten anfangs viele Trapper friedlich mit Indianern zusammen, wurden sie ab der großen Westwanderung auch als Feinde betrachtet, da die Einwanderer oft von ihnen geführt wurden. Als die Pelzgier im Osten der USA und in Europa durch Seidenspinnerei und andere Stoffarten verdrängt wurde, waren die Trapper endgültig Geschichte.

Inhalt

Yellowstone Pierce staunt nicht schlecht, als er in St. Louis Zeuge wird, wie eine Frau den Saloonwirt John Tillburn mit einer abgesägten Schrotflinte aus dem Leben befördert! Der Wirt hatte sie für 1.000 Dollar an einen Pokerspieler verkauft, um den Pott einzusacken. Danach erlebte sie viele Jahre lang die Hölle – und rächte sich nun dafür.

Als Pierce Damson und dessen St.-Louis-Bekannter Huck Bannerhan die Frau auf einem Missouri-Dampfer wieder sehen, da schlägt beiden Männern das Schicksal. Noch ahnen sie nicht, dass eine überaus raue und tödliche Bande von Banditen hinter der Frau her ist, da sie ihnen die in Mexiko geraubte Beute am Rio Grande stahl. Diese Beute – wertvollste Juwelen und Diamanten – wollen und müssen sie ihr wieder abnehmen. Als Jessica Mahoun die beiden Männer um Hilfe bittet und Huck Bannerhan bald darauf sein Leben verliert, wird Pierce Damson unmissverständlich klar, dass es für Jessica um Leben und Tod geht.

Nun tritt Yellowstone Pierce erst so richtig in Aktion und zeigt, was er drauf hat. Er lockt die Bande ins Yellowstone-Land, nach dem er selbst benannt ist. Diese wilde und raue Gegend ist sein Revier. Dort kennt er fast jeden Stein und Baum, dort will er sie erwarten und ihnen Mores beibringen. Denn für diese Frau wagt er das Äußerste, da er ihr gleich von Beginn an verfallen ist und er sie unbedingt haben will.

Pierce „Yellowstone“ Damson hat jedoch seine Rechnung ohne unvorhersehbare Zufälle gemacht, die all seine Pläne zunichtemachen können…

GALERIE (5 Bilder)

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Drei Fehler, die nicht sein sollten

Seite 52, letzter Absatz: Grollend hebt ihn Huck Bannerhan wie eine Puppe hoch und trägt ihn die zwei Schritte bis zur Reling.
Seite 53, Absatz 1+2: Er hebt … Shorty Wells wie ein Wickelkind über die Reling und sagt noch, bevor er ihn fallen lässt: „Pech für dich, wenn du nicht schwimmen kannst.“
Seite 97, Absatz 13: Und Shorty Wells, den Pierce schon mal ins Wasser warf und der leider nicht darin ertrank

Es war Huck Bannerhan, nicht Pierce Damson!

Seite 139, Absatz 5: Er zieht mit seiner Revolverhand den Colt heraus
Seite 140, Absatz 11: Denn seine Revolverhand bewegt sich nun so schnell wie der vorstoßende und zuschnappende Kopf einer Klapperschlange. Und wie durch Zauberei schwingt er dann den Revolverlauf hoch, nachdem ihm die Waffe wie von selbst in die Hand gesprungen zu sein scheint.

Er musste doch nicht mehr ziehen, denn er hatte den Colt bereits in der Hand!

Seite 128, Absätze 5+6: Und da sieht sie endlich die Hütte. Sie ist aus Bruchsteinen errichtet und fügt sich so sehr in die Felswand ein, daß man sie aus der Ferne kaum erkennen kann
Auf Seite 146, Absatz 4 steht geschrieben: Selbst wenn sie sich hier in der Holzhütte verschanzen würde, fänden die Hartgesottenen
Weiter unten in Absatz 12 steht geschrieben: …geht sie in das steinerne Höhlenhaus zurück und

Da hat der Autor wohl einmal assoziiert, dass Trapper und Holzhütte zusammenpassen und wahrscheinlich vergessen, dass er ihn eine Steinhütte bauen ließ.

Fazit

Hier greift der Autor wieder das Thema des Trappers auf, das er doch des Öfteren bediente. Dennoch kommt vom Trapperleben selbst wenig herüber, denn es sind ein Saloon sowie mehrere Missouri-Dampfboote, die den Großteil des Romans einnehmen. Erst im letzten Drittel betritt er sein namengebendes Reich, das Yellowstone-Land. Hier wähnt er sich als Herr über alles, muss aber auch erkennen, dass dem nicht so ist, denn die Revolverhelden aus dem Süden machen ihm doch zu schaffen.

Der Titel des Romans ist nicht ganz korrekt; eigentlich ist Jessica Mahoun die Hauptperson dieser Story. Um sie dreht sich der kleine Kosmos in den 157 Seiten, die hier bedruckt sind. Und ihr Charakter wird auch vielschichtig dargestellt. Keiner der anderen Protagonisten und Antagonisten ist derart wandelbar in seinen Beweggründen. Egal, wie illegal ihr Handeln teilweise ist, sie bleibt stets auf der positiveren Seite der Wahrnehmung. Anscheinend lässt man als Autor und als Leser schönen Frauen viel mehr durchgehen …

An sich keine schlechte Story, doch ist mir der Trapper etwas zu tough in allen Belangen. Ein James Bond der Rocky Mountains! Ob dazu der Besuch der Jesuitenschule für einen Knaben ausreicht, der bei Indianern aufwuchs? Und der etwas oberlehrerhafte Stil des Autors tut ein Übriges, um nicht ganz warm mit diesem Plot zu werden.

Gottfried Marbler, April 2022


 Bewertung

7 von 10 Revolverkugeln